Das genaue Geburtsjahr Jesus ist nicht bekannt. Zeitangaben dazu finden sich nur in den Evangelien von Matthäus und Lukas. Beide machen allerdings etwas unterschiedliche Angaben.
Nach Matthäus (2) ist Jesus zur Regierungszeit von Herodes dem Großen geboren. Dieser war von 47 - 43 v.Chr. Prokurator von Judäa und wurde dann von den Römern im Jahr 37 v. Chr. zum König von Judäa ernannt. Herodes starb im Jahr 4 v. Chr. Lukas nennt Kaiser Augustus (Gaius Octavoius, Adoptivsohn Cäsars, regierte von 30 v.Chr. bis 14 n.Chr.), sowie eine Steuererhebung über das ganze römische Reich zu der Zeit, als Quirinus Statthalter in Syrien war. Quirinus war kaiserlicher Beauftragter für den Orient und ließ in den Jahren 6 / 7 n.Chr. eine auf Syrien und Judäa begrenzte Besitzaufnahme (Erfassung der Bewohner des Landes und ihres Besitzes für die Erhebung von Steuern) durchführen.
Matthäus gibt noch
einen weiteren Anhaltspunkt für eine mögliche Datierung der Geburt
Jesu: den Stern über Bethlehem und eine Ermordung sämtlicher
Kinder in Bethlehem und Umgebung (Matthäus 2). Von einer Ermordung
von Kindern in dieser Gegend wissen jedoch andere Quellen nichts zu
berichten. Der Stern von Bethlehem wird oft mit dem periodisch
auftauchenden Halleyschen Kometen in Verbindung gebracht, der alle
76 Jahre zu sehen ist. Dokumentiert ist er für Jerusalem im Jahr 66
n. Chr. Er wäre also davor letztmals im Jahr 10 v. Chr. zu sehen
gewesen.
Eine weitere denkbare Möglichkeit wäre eine spektakuläre
Planetenkonstellation, bei der Jupiter und Saturn, die beiden
hellsten Planeten - von der Erde aus
gesehen - fast zu einem
einzigen Lichtpunkt verschmolzen. Diese fand im Jahre 7. v. Chr.
sogar dreimal statt: Im März, im Juli und im November. Diese
Planetenkonstellation ist inzwischen gesichert. Babylonische
Astronomen haben diese vor über 2000 Jahren in Keilschrifttafeln
festgehalten. Der Astronom Johannes Kepler errechnete das
Zusammentreffen der beiden Planeten im 15. Jahrhundert und auch
moderne Astronomen bestätigen diese ungewöhnliche
Planeten-Konjunktion.
Am genauesten sind die Daten zu Jesu Kreuzigung. Hier stimmen alle vier Evangelien überein. Sie fällt in die Zeit des Pontius Pilatus, der von 26 bis 36 n. Chr. römischer Prokurator in Judäa war. Übereinstimmend berichten alle vier Evangelien, dass Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde (Markus 15, 42; Matthäus 27,62; Lukas 23,54; Johannes 19,31 - 42). Nach Johannes war der Freitag der Tag vor dem Beginn des Passahfestes. Es würden in diesem Fall die Jahre 30 und 33 n.Chr. zutreffen. Nach den anderen drei Evangelien war der Freitag schon der erste Tag des Passahfestes, was für die Jahre 27 und 34 n.Chr. stimmen würde. Da die Kreuzigung höchstwahrscheinlich nicht am Fest selber stattgefunden hat (Markus 14,2 "Aber auf keinen Fall darf das während des Festes geschehen..."), dürfte die Angabe des Johannes hier ziemlich zuverlässig sein. Und so datieren die meisten Forscher den Tod Jesu auf den April des Jahres 30 n.Chr.
Jürgen Höfling